„Wer eMaK ist, bestimmen wir!“ – AIHD
Wir müssen leider draußen bleiben. Zwar wurde nur für drei der eMaK zugeordneten Personen ein Hausverbot beschlossen, doch die Stoßrichtung war ganz klar: Mitgehangen, mitgefangen. Es wurde so nicht gesagt, aber gemeint ist, dass alle, die Sympathien für eMaK und unsere Arbeit haben, im Café nicht mehr erwünscht sind. Da passt es auch gleich, dass sich die drei Verbannten selber nie öffentlich oder gar schriftlich als Mitglieder bezeichnet haben. Die Mitgliedschaft wurde einfach unterstellt.
Von Menschen, denen eine Nähe zu eMaK nachgesagt wurde, wurde eine umfassende Distanzierung gefordert. Wer das nicht leisten will, allerdings auch nie den Mund aufgemacht hat, nie selber etwas geschrieben hat, kann sich jetzt selbst fragen, ob er wirklich noch an einem Ort verkehren will, an dem er nur deshalb geduldet wird, weil er seine Meinung nicht sagt.
Aber nun einmal zum Ablauf: Am 22. April erschienen auf dem Plenum des Café Gegendruck mehr Leute als sich normalerweise dorthin verirren, und zwar fast nur solche, die sich auf diesem seit Ewigkeiten nicht mehr oder noch nie haben blicken lassen. Die „geballte Macht“ der AIHD, eine Gruppe, von der wir sonst geschwiegen hatten, da sie eben, wir dachten im Gegensatz zu AKUT+C, unter aller Kritik bleibt, erschien, um dem Treiben der fiesen Kritiker endlich ein Ende zu setzen. Zusammen mit Vertretern von AKUT+C und mit der Behauptung vom AK-Antifa aus Mannheim unterstützt zu werden, vertrieben sie mit wüsten Beschuldigungen erst ein angebliches eMaK-Mitglied, dem in guter stalinistischer Tradition nur die Wahl zwischen Denunziation und Distanzierung einerseits und Strafe und Verbannung andererseits gelassen wurde, aus dem Plenum, und beschlossen dann oben genanntes Hausverbot.
Ob die Gruppe AKUT+C ein solches Vorgehen tatsächlich geschlossen unterstützte lässt sich für uns nicht sagen, aber wenn dem so wäre, müssten wir uns ein neues Betätigungsfeld suchen: Unsere „Geschäftsgrundlage“ wäre dadurch dahin, denn die war jederzeit, dass es sich bei AKUT+C um eigentlich vernünftige Leute handele, mit denen eine Auseinandersetzung noch plausibel wäre.
Was wir tun würden, wenn sie das nicht sind, wissen wir auch nicht.
Wir haben nämlich auch weit Besseres zu tun, als uns mit Leuten auseinanderzusetzen, die an einer Auseinandersetzung über die Entwicklung in der Gesellschaft und insbesondere der Linken nichts wissen wollen und denen es reicht im immer gleichen Sumpf aus Verblendung, Ideologie und der schon so oft angesprochenen Kuhwärme des Kollektivs, die wir so unverfroren gestört haben, zu verharren.
Und nur weil der antifaschistische Großrat diesmal nicht allein aus den Altlinken von der AIHD bestand -Totgesagte leben leider oft noch lange-, sondern auch unter Beteiligung der AKUT+C getagt hat, setzen wir uns mit der Begründung des Hausverbots überhaupt auseinander.
Jene besteht im wesentlichen aus vier Punkten.
A) eMaK habe den Namen eines Referenten mit Gruppenzugehörigkeit veröffentlicht.
B) Der Name sei in Zusammenhang mit Straftaten (Hausbesetzung) genannt worden, was den entsprechenden Referenten der Gefahr von Repressionen ausgesetzt hätte.
C) Jener Referent sei als „nationaler Sozialist“ bezeichnet worden.
D) eMaK habe sich zum Ziel gesetzt „linke Strukturen zu zerschlagen“ und stehe damit außerhalb der Linken und gefährde diese.
Zum ersten Punkt: Ja, wir haben nicht nur den Namen eines Referenten, sondern von gleich dreien in unserem Text genannt. Wäre das an sich ein Grund für ein Hausverbot, so müsste ein solches auch für AKUT+C gelten, denn die Namen der Referenten hatten wir von ihrem Flyer, der in dieser Form öffentlich verteilt wurde und von AKUT+C selbst sowohl auf ihren Blog hochgeladen, wo er inzwischen durch eine Version ohne Namen ersetzt wurde, als auch auf Facebook, wo er weiterhin unverändert zu finden ist.1 Die Nennung von Namen scheint in der Linken nur dann ein Problem zu sein, wenn dies im Zusammenhang mit Kritik erfolgt. Erst bewirbt man seine Veranstaltungen mit den Namen und der Gruppenzugehörigkeit der Referenten, aber wenn diese dann für ihre Aussagen kritisiert werden, dann ist das plötzlich eine Gefährdung. Es ist offensichtlich, dass es hier nicht um tatsächliche Bedrohung geht, sondern schlicht Kritik mundtot gemacht werden soll.
Was den zweiten Punkt angeht, so können wir den besagten Referenten beruhigen, er kann weiter gut schlafen, denn, anscheinend im Gegensatz zur radikalen Linken, ist es der deutschen Staatsanwaltschaft durchaus zuzutrauen, unsere Texte zu verstehen. Nicht nur wurde er nicht von uns in Zusammenhang mit der Hausbesetzung gebracht, es wurde auch in unserem Text klar gestellt, dass wir nichts über einen möglichen Zusammenhang zwischen den Hausbesetzern und den Organisatoren und Verantwortlichen der Demonstration wissen und sich unsere Kritik daher rein auf der Verhalten von Letztgenannten bezieht.
Nun zur Behauptung, der Referent von AKUT+C sei als „nationaler Sozialist“ bezeichnet worden: Auch sie stimmt nicht. In unserem Text wurden lediglich die Konsequenzen einer Revolutionsrhetorik ohne Reflexion über das revolutionäre Subjekt deutlich gemacht. Wie man von der Kritik an einer Forderung nach Demokratie ohne Kapitalismus, die selbstverständlich den Verweis auf deren historische Verwirklichung im Nationalsozialismus beinhaltet, zu einem persönlichen Vorwurf gegen den Referenten kommt, erschließt sich uns nicht.
Deutlich wird dagegen einmal mehr, wie im postnazistischen Deutschland zusehends nicht mehr das ursprüngliche Skandalon, sondern das Skandalisieren selbst skandalisiert wird, stört es doch die harmonische Gemeinschaft, in der Mehrheitsgesellschaft die der Volksgemeinschaft, in der Linken die des Wohlfühlkollektivs Szene.
Dem letzten Punkt haben wir nichts zu entgegnen. Wir kritisieren natürlich nicht, damit alles so bleibt, wie es ist. Und wir kritisieren weiterhin alle Widerlichkeiten, alle Verblendungen und alle Dummheiten der Linken, eine Kritik die auf nichts anderes als die Auflösung ihres Gegenstandes zielt. Selbstverständlich zielen wir damit auch auf die Auflösung oder, anders ausgedrückt, Zerschlagung all jener Strukturen, die nichts sind als der geronnene Ausdruck von Widerlichkeiten, Verblendungen und Dummheiten. Für wen dies dann die eine zu verteidigende Linke ist, für den gilt Maos berühmter Satz: Zwischen uns und dem Feind ist ein Trennungsstrich zu ziehen.
Nichts anderes waren die Gräben, die AKUT+C so leichtfertig zuschütten will oder es sogar schon getan hat. Wir haben bisher, aus gutem Grund, nie die Selbstauflösung von AKUT+C gefordert,2 doch sollten sie tatsächlich das eingangs erwähnte Hausverbot weiterhin unterstützen, so bleibt uns nur zu hoffen, dass alle aus der Gruppe, die noch etwas kritische Distanz, etwas Fähigkeit zur Selbstreflexion haben, ihre Konsequenzen daraus ziehen.
Und was das Café anbelangt: Das Signal, dass Kritik dort nicht erwünscht ist, dass man lieber jede Blödheit respektieren soll und ja niemanden kritisieren darf, ist noch für kommende Generationen gegeben.3 Wehe dem, der es wagt Kritik zu äußern! Die Linke wehrt sich! Wer da noch hin geht, ist selber Schuld.
eMaK im Exil
April 2015
1 Stand 27. 04. 2015.
Auch der Vorwurf, mit der Nennung des AKUT+C Referenten, für die andern beiden scheint sich keiner so recht zu interessieren, sei dieser googlebar geworden, erweist sich, wäre er nicht allein schon sehr fadenscheinig, bei Überprüfung als vollkommen unbegründet. Wer den Namen des Referenten in der Suchmaschine eingibt wird so einiges finden, jedoch nicht unseren Text. (Jedenfalls nicht vor Seite 5. Wir haben auch anderes zu tun.) Mit „Heidelberg“ kombiniert wird man schon fündiger, allerdings nicht bei uns, sondern auf dem Blog von AKUT+C und Aufzeichnungen seines Verschwörungstheorien-Vortrags. Verbindet man den Namen mit dem Stichwort „Blockupy“, so findet man weitere Einträge, einmal bei uns, dann auf dem AKUT+C Blog und zwei mal bei Veranstaltungen älteren Datums, bei der besagter Referent sich noch stolz mit einer jetzt wohl nicht mehr aktuellen Gruppenzugehörigkeit präsentierte.
2 Auch die Forderung nach der Selbstauflösung der AIHD wurde so nie formuliert, dies jedoch, weil wir sie für selbstverständlich hielten.
3 Nicht umsonst scheinen unsere fanatischten Feinde ja nicht in der AKUT+C, sondern in der AIHD zu sitzen, die sich ja eigentlich vor jedem bisschen gesundem Menschenverstand fürchten müsste.